Archäologie im Kloster Schinna, Ldkr. Nienburg/Weser
Projektleitung
Prof. Dr. Bernd Päffgen
Projektmitarbeiter
Sikko Neupert M.A.
Kooperationspartner
- Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege
- Dr. Michaela Harbeck, Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie
- Dr. Jens Berthold, Kommunalarchäologie Schaumburger Landschaft
- Fa. eastern atlas, geophysikalische Prospektion
Finanzielle Förderung
- Landschaftsverband Weser-Hunte
- Gemeinde Stolzenau
- Stiftung Kloster Schinna
- LMU München
Projektbeschreibung
1148 gründete Graf Wilbrand von Loccum die Benediktinerabtei Schinna. Neben der Gründungsurkunde ist von dieser Anlage heute nichts mehr bekannt. Die heute noch vorhandenen Konventsgebäude werden kunsthistorisch in das 13. bzw. 14. Jahrhundert datiert. Nach einer Phase des Bedeutungsverlustes erlebte der Konvent gegen Ende des 15. Jahrhunderts eine erneute Blüte, als Schinna sich der Bursfelder Kongregation anschloss und unter seinem letzten Abt, Friedrich von Soltau, diverse Umbauten und Neubauten durchgeführt wurden. Kurz nach dessen Tod wurde die Klosterkirche durch Graf Erich von Hoya abgerissen und durch die als „Notkirche“ konzipierte renaissancezeitliche Fachwerkkirche ersetzt, die heute ein Baudenkmal von überregionaler Bedeutung darstellt.
Fragestellungen
- Bauliche Gestalt der Anlage im Ganzen und der Klosterkirche im 12. Jahrhundert
- Hochwasserbedingte Veränderungen während der Klimaverschlechterung im krisenhaften 14. Jahrhundert
- Transformationsprozesse in der Zeit der Reformation und ihre Manifestation im archäologischen Befund.
- Historisch-geographische Kontextualisierung der Klostergründung im Zusammenhang mit den benachbarten Klöstern Loccum und Nendorf
- Analyse der Lebensumstände und –bedingungen der Klosterbewohner
Archäologische Untersuchungen
2009: Sondageschnitte A-G durch die Kommunale Archäologie (Dr. Jens Berthold)
2010: Geophysikalische Untersuchung der Anlage durch die Fa. eastern atlas (Georadar)
2010: Schnitte H-L. Lehrgrabung des Instituts für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie der LMU München zusammen mit dem Zentrum für Mittelalter und Renaissance der LMU München.
2011: Schnitte M-P. Lehrgrabung des Instituts für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie der LMU München
2012: Schnitt Q. Gemeinsame Lehrgrabung des Instituts für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie der LMU München mit dem Lehrstuhl für Anthropologie (Prof. Dr. Gisela Gruppe, Dr. Michaela Harbeck)
Erste Ergebnisse
- Ein spätneolithisch/ frühbronzezeitlicher Streufund und viele kaiserzeitliche Siedlungsfunde auf dem ganzen Gelände belegen die siedlungsgünstige Lage der Anlage
- Das Fragment eines spätantiken Kielschälchens und der Rest einer goldenen Gewandapplikation belegen einen Herrenhof im 4. Jahrhundert n. Chr.
-
Bauphasen der Klosterkirche:
- 12. Jahrhundert: Große romanische dreiapsidiale Basilika ohne Querhaus. Zerstörung bei einer Flutkatastrophe, wahrscheinlich während der Magdalenenflut 1342
- 14./15. Jahrhundert: Neubau als gotische Klosterkirche
- Abriss vor 1539/40
- Anthropologische Untersuchung der klosterzeitlichen Bestattungen unter dem Kreuzgang
- Identifikation und Datierung eines bislang unbekannten Klostergebäudes aus dem späten 15. Jahrhundert/ frühem 16. Jahrhundert.
- Lebensbedingungen im renaissancezeitlichen Kloster (Bauten, Kachelöfen, Keramikausstattung)
- Nachweis von persönlichen oder ökonomischen Kontakten zum Benediktinerkloster Siegburg durch Ausschussware der dortigen Töpfereien
Publikationen zum Projekt:
J. Berthold/S. Neupert/B.Päffgen, Klosterarchäologie in Schinna – Die Untersuchungen 2009 und 2010. Archäologie in Niedersachsen 14, 2011, 109-112.
Fundchronik Niedersachsen
J. Berthold/S. Neupert/B.Päffgen, Abschlussbericht zu den Untersuchungen in den Jahren 2010 bis 2012 im Kloster Schinna - Achäologie, Geophysik und Anthropologie. Konzepte und Berichte der Kommunalarchäologie Schaumburger Landschaft 20 (Bückeburg 2012)