Das urnenfelderzeitliche Brandgräberfeld von Sopron-Krautacker, Westungarn
- Projektleitung: Prof. Dr. Carola Metzner-Nebelsick
- Kooperationspartner: Dr. Erzsébet Jerem (Archäologisches Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften Budapest), Prof. Dr. Thomas Stöllner (Universität Bochum), Deutsches Bergbaumuseum Bochum, weitere Teilnehmer zweier interdisziplinärer und internationaler Forschungsprojekte („Der Siedlungsraum Sopron als wirtschaftlicher und kultureller Knotenpunkt der Ostkelten“ sowie „Paläoökologie und Besiedlungsgeschichte der Spätbronze- und Eisenzeit Westungarns“)
- Fördergeber: DAAD, OTKA (Ungarischer Forschungsfond) (Förderung zwischen: 2001-2004), LMU-exzellent Bonusmittel für Frauen (Förderung abgeschlossen; abschließende Publikation in Vorbereitung)
Beschreibung
Das urnenfelderzeitliche Gräberfeld von Sopron, Ortsflur Krautacker, liegt am Fuße des Soproner Gebirges in der Ebene des Ikva-Bachtales nahe der österreichischen Grenze in Nordwestungarn. Es ist Teil eines mehrphasigen Siedlungs- und Bestattungsplatzes, der in den Jahren 1977–79 sowie 1983 von Dr. Erzsébet Jerem (Arch. Inst. Akad. der Wiss. Buda-pest) im Rahmen von Rettungsgrabungen aufgedeckt werden konnte.
Insgesamt sind aus dem durch moderne Zerstörungen bereits beeinträchtigten spätbronzezeitlichen Flachgräberfeld von Sopron-Krautacker 156 dokumentierte urnenfelderzeitliche Bestattungen bekannt. Die Belegung des Gräberfeldes setzt mit der älteren Urnenfelderzeit (HaA1) im 12. Jh. v. Chr. ein und endet in der späten Urnenfelderzeit (HaB3) während des 9. Jh. v. Chr. Ein Belegungsschwerpunkt liegt in der Zeit des 10.-9. Jh. v. Chr., bevor die Verlagerung der Nekropole auf die nahe gelegene Höhensiedlung mit vorgelagertem Gräberfeld vollzogen wird. Mit seiner Gräberzahl und der kontinuierlichen Belegung über einen Zeitraum von rund 400 Jahren gehört Sopron-Krautacker zu den derzeit größten und wichtigsten Gräberfeldern der mitteldanubischen Urnenfelderkultur mit einer großen Varianz der Bestattungssitten. Sopron-Krautacker zeichnet sich durch einen in der Zeit ab 1100 v. Chr. in der Region auffälligen Reichtum an bronzenen Beigaben mit Status anzeigender Funktion aus, darunter das bislang einzige Schwertgrab mit Pferdegeschirr der Zeit um 1000 v. Chr. (HaB1) aus Mitteleuropa. Diese umfänglichen Metallbeigaben stehen in gewissem Gegensatz zu der den rituellen Anforderungen geschuldeten, scheinbar achtlosen Ausgestaltung zahlreicher Grabgruben und deren Ausstattung mit Keramik. Überregionale Kontakte lassen sich u.a. anhand keramischer Zierweisen aufzeigen, die sich bis in den bayerischen Donauraum sowie nach Ostungarn und Siebenbürgen verfolgen lassen.
Neben der Materialedition der Grabfunde steht ihre Einordnung in das Kulturgefüge der späten Bronzezeit im Ostalpenraum und im Karpatenbecken im Vordergrund des Projektes. Eine bislang einzigartige, großräumige archäologische Untersuchung der Mikroregion Sopron offeriert zudem die Chance, in Kooperation mit den Bearbeitern anderer Perioden dieses Raumes, sozial wie religiös motivierte Transformationsprozesse an einem Fallbeispiel aufzuzeigen und in einem über mehrere Jahrhunderte währenden historischen Kontext zu betrachten.
Publikationen
- E. Jerem/C. Metzner-Nebelsick, Eine außergewöhnliche Grabausstattung aus dem urnenfelderzeitlichen Gräberfeld von Sopron-Krautacker. Budapest Régiségei 36, 2002, 313–325.
- C. Metzner-Nebelsick/E. Jerem, Das älterurnenfelderzeitliche Grab 159 aus Sopron-Krautacker. Ein Beitrag zur Rolle von Gold als Bestandteil der Tracht. Antaeus Communicationes ex Instituto Archaeologico Academiae Scientarium Hungaricae 34, 2016, 11-34.
- C. Metzner-Nebelsick, Die Urnenfelderzeit im Raum Sopron. In: E. Jerem/N. Kalicz et al. (Hrsg.), Die Geschichte Soprons (im Druck)
Im Vorfeld der Publikation
Prof. Dr. Thomas Stöllner, Universität Bochum sowie Deutsches Bergbaumuseum Bochum und weitere Teilnehmer zweier interdisziplinärer und internationaler Forschungsprojekte aus verschiedenen Universitäten und Institutionen:
- „Der Siedlungsraum Sopron als wirtschaftlicher und kultureller Knotenpunkt der Ostkelten“
- „Paläoökologie und Besiedlungsgeschichte der Spätbronze- und Eisenzeit Westungarns“