Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie
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Archäologie im Karwendel

Projektleiterin: Dr. Caroline von Nicolai

Kooperationspartner: Alpenpark Karwendel

Ziele des Projekts:

Der zu Bayern und Tirol gehörige Gebirgszug des Karwendels gehört zu denjenigen Gegenden mitten in Europa, die aus archäologischer Sicht nach wie vor weiße Flecken auf der Landkarte bilden. Da die Region als Naturschutzgebiet von größeren Infrastrukturmaßnahmen, die in der Regel von archäologischen Ausgrabungen begleitet werden, weitgehend verschont geblieben ist und vor allem für die Viehwirtschaft genutzt wird, sind dort bislang nur wenige Fundstellen und Einzelfunde durch Zufall entdeckt worden. Hierzu zählen etwa Rastplätze mesolithischer Jäger sowie Einzelfunde des Neolithikums und der Bronzezeit insbesondere aus dem Umfeld der Pässe und Übergänge ins Inntal, die einen regen Verkehr über den Gebirgszug hinweg schon während der älteren Vorgeschichte andeuten. Auch die Ausbeutung der Solequellen im Halltal spätestens ab der älteren Eisenzeit ist belegt. Ziel des Projekts ist es, den Bestand an archäologischen Quellen durch Feldbegehungen und Ausgrabungen systematisch zu erhöhen, um somit erstmals die Nutzungs- und Besiedlungsgeschichte des Karwendels von der Mittelsteinzeit (Mesolithikum) bis ans Ende der Eisenzeit nachvollziehen zu können.

Bisherige Ergebnisse:

Im September 2015 wurde erstmals eine einwöchige Prospektionskampagne mit Studierenden des Instituts für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie im Umfeld des Großen Ahornbodens (Hinteres Rißtal, Gem. Vomp, Tirol) durchgeführt, bei der vorgeschichtliches und mittelalterliches Fundmaterial sowie mehrere potentielle Fundstellen identifiziert werden konnten. Eine Sondagegrabung in einem Abri erbrachte hingegen noch keine Erkenntnisse, da die Fundstelle offenbar durch einen Murenabgang verschüttet worden war.

Grabung Abri

2016 wurden die Prospektionen fortgesetzt. Dabei konnten mehrere, vermutlich neuzeitliche Almgebäude dokumentiert werden.

satteljoch

Außerdem wurde auf einer Almfläche oberhalb des Großen Ahornbodens ein Steingebäude ausgegraben, das vermutlich ins 17. oder 18. Jahrhundert datiert. Unter diesem Gebäude fand sich eine Grube mit neolithische Steingeräte. Die Radiokarbondatierung an einem Stück Holzkohle aus dieser Grube ergab, dass diese wahrscheinlich zu Beginn des 5. Jahrtausends v. Chr. angelegt worden war. Magnetometer-Messungen zeigten, dass sich im Umfeld weitere Gruben und Palisaden oder Gräben befanden. Die Ausgrabungen sollen daher 2017 fortgesetzt werden, um die Nutzung des Areals im Neolithikum und die Funktion der bei der geophysikalischen Prospektion entdeckten Strukturen zu untersuchen.

lalidersalm grabung

Publikationen:

C. von Nicolai, Prospektion im Hinteren Rißtal (Großer Ahornboden) im Karwendel. Fundberichte aus Österreich 54, 2015, D6926-D6933.

C. von Nicolai, Prospektion im Hinteren Rißtal (Großer Ahornboden) im Karwendel. Fundberichte aus Österreich 55, 2016, D7577-7586.

C. von Nicolai, Prospektion im Gramaigraben. Fundberichte aus Österreich 55, 2016, D7587-D7598.

C. von Nicolai, Ausgrabung an der Lalidersalm. Fundberichte aus Österreich 55, 2016, 507-508.

C. von Nicolai, Archäologie im Karwendel – Von der Steinzeit bis ins Mittelalter. In: H. Sonntag/F. Straubinger/C. von Nicolai/C. Spötl, Großer Ahornboden. Eine Landschaft erzählt ihre Geschichte. 2. überarb. Auflage (im Druck).

Presseberichte:

Alpenarchäologie

Bayerische Archäologie 4/2016

Förderung:

Das Projekt wurd durch den Nachwuchsförderungsfonds der Ludwig-Maximilians-Universität München und die Münchner Universitätsgesellschaft gefördert.