Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie
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Lehrgrabung Ilmendorf - frühbronzezeitliche Siedlung und mittelbronzezeitliches Hügelgräberfeld

Ilmendorf 1Untersuchungen einer frühbronzezeitlichen Siedlung und eines mittelbronzezeitlichen Hügelgräberfeldes bei Ilmendorf, Gemeinde Geisenfeld, Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm - Kampagnen 2011-2015

Im Rahmen der geplanten Erweiterung eines Firmengeländes nahe Ilmendorf wurden Bodeneingriffe im Bereich eines bereits länger bekannten mittelbronzezeitlichen Hügelgräberfeldes durchgeführt. Elf Hügel, die sich ursprünglich in einem kleinen Waldgebiet befanden, sowie ein südwestlich anschließendes ausgedehntes Areal wurden bereits 2008/2009 archäologisch untersucht. Am 1. August 2011 begann das Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie der Ludwig-Maximilians-Universität München im Rahmen einer achtwöchigen Lehrgrabung des Bachelor-Studienganges „Archäologie Europa und Vorderer Orient“ mit der Freilegung und Dokumentation der gefährdeten Befunde. Das Grabungsteam, das vom BLfD und der Archäologischen Staatssammlung München unterstützt wurde, umfasste mehrere Spezialisten, so dass den Studenten neben der Grabungstechnik auch Grundlagen von Vermessungstechnik, Fundbergung, grabungsbegleitender Konservierung, Restaurierung und Bodenkunde vermittelt werden konnten.

Ilmendorf 2

Für die erste Kampagne wurde 2011 ein etwa 2000 m2 großes Areal mit einem obertägig erkennbaren Hügel am südlichen Rand der Gräbergruppe ausgewählt. Fläche 1, im Bereich der frühbronzezeitlichen Siedlung, erbrachte fast 100 größere und kleinere Grubenbefunde, die teils reiches keramisches Fundmaterial enthielten und sich der Kulturgruppe Arbon-Landsberg zuweisen lassen. Die Funde aus Ilmendorf sind damit der zweite Nachweis für derartige westliche Kulturkontakte im Großraum Ingolstadt in der späten Frühbronzezeit (FB III). Pfostenspuren zeigen zwar eine vorgeschichtliche Bebauung des Geländes an, frühbronzezeitliche Großbauten, wie sie im westlich anschließenden Areal während früherer Ausgrabungen festgestellt werden konnten, lassen sich daraus derzeit noch nicht rekonstruieren.

Der 2011 untersuchte mittelbronzezeitliche Grabhügel maß ursprünglich ca. 17 m im Durchmesser und war im Profil nur noch als 15–20 cm hohe, weitestgehend abgeflossene Erhebung erkennbar. Unter der Anschüttung wurde eine leichte Eintiefung in den anstehenden Sandboden von 15 m Durchmesser und 10–20 cm Tiefe dokumentiert, an deren äußerer Peripherie Gruben angelegt wurden. Spuren einer Bestattung hatten sich zwar nicht in situ erhalten, doch konnten wertvolle Beobachtungen zum Hügelaufbau gewonnen werden.

Ilmendorf 3

Überraschend war die Entdeckung eines östlich des Hügels gelegenen Grubenhauses mit sechs Pfosten, das über wenige keramische Funde der späten Hallstatt- oder frühen Latènezeit zugewiesen werden könnte.

Die Restaurierung der Funde und Freilegung von Blockbergungen durch die Archäologische Staatssammlung München sowie die Auswertung der Befunde und Funde der Ausgrabungskampagnen 2011-2015 durch die LMU München sind im Gange. 

 

 

 

Wissenschaftliche Projektleitung: Prof. Dr. Carola Metzner-Nebelsick, LMU MünchenIlmendorf 4

Örtliche Grabungsleitung: Dipl. Ing. Stefan Hanöffner M.A., Anneli O'Neill M.A., Dr. Caroline von Nicolai, Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Teegen, LMU München

Grabungstechnik: Armin Wanger M.A.

Vermessung: Frank Stremke M.A.

Restaurierung: Dipl.-Rest. Bettina Berger, Anna Weinzierl B.A.

Dendrotechnik: Franz Herzig, BLfD Thierhaupten

Geophysik: PD Dr. habil. Jörg Faßbinder, BLfD München

Publikationen zum Projekt:

C. Metzner-Nebelsick/S. Hanöffner/H. Schwarzberg/W.-R. Teegen, Früh- und mittelbronzezeitliche Siedlungs- und Grabfunde von Ilmendorf, Gemeinde Geisenfeld, Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm, Oberbayern. Arch. Jahr Bayern 2011 (Stuttgart 2012) 90-91.

C. Metzner-Nebelsick/W.-R. Teegen/A. O’Neill/C. von Nicolai/F. Stremke, La nécropole tumulaire du Bronze moyen à Geisenfeld-Ilmendorf (Ingolstadt, Bavière, Allemagne). In: T. Lachenal, C. Mordant, T. Nicolas/C. Véber (Hrsg.), Bronze 2014. Le Bronze moyen et l’origine du Bronze final en Europe occidentale, de la Méditerranée aux pays nordiques. Actes du Colloque International du 17 au 20 juin 2014 à Strasbourg (Dijon 2017) 753-761.

Weiterführende Publikationen:

M. Bankus/K.-H. Rieder, Westliche und östliche Einflüsse im Ingolstädter Becken während der frühen und mittleren Bronzezeit. In: B. Eberschweiler/J. Köninger/H. Schlichtherle/C. Strahm (Hrsg.), Aktuelles zur Frühbronzezeit und frühen Mittelbronzezeit im nördlichen Alpenvorland. Rundgespräche Hemmenhofen, 6. Mai 2000. Edward Sangmeister gewidmet zum 85. Geburtstag. Hemmenhofener Skripte 2 (Gaienhofen-Hemmenhofen 2001) 47–66; St. Möslein, Die Straubinger Gruppe – Zur Frühbronzezeit in Südostbayern; Ebd. 17–30; P. Honig, Studien zur bronzezeitlichen Keramikentwicklung am Beispiel der Siedlungskeramik der Windsheimer Bucht und des süddeutschen Donauraumes. Arbeiten Arch. Süddeutschland 22 (Büchenbach 2008); R. Gläser/S. Conrad, Auf Sand gebaut - Bronzezeitliche Grabhügel und Siedlungsbefunde bei Ilmendorf. Arch. Jahr Bayern 2009 (Stuttgart 2010) 41–43.