Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie
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Petersberg

Der Petersberg erhebt sich etwa 400 m über das InntalSiedlungs- und Umweltarchäologie im mittelalterlichen Südbayern

Seit 1997 finden alljährlich unter der Leitung von M. Martin und Th. Meier Ausgrabungen auf dem Petersberg bei Flintsbach, Lkr. Rosenheim, statt. Der Petersberg (847 müNN) liegt gerade am Ausgang des Inns aus den Alpen, wo sich das enge Tal trichterartig ins Rosenheimer Becken erweitert. Ziel der Untersuchungen ist die Erforschung eines kleinen mittelalterlichen Klosters, das gegen Ende des12. Jahrhunderts erstmals in den Schriftquellen erscheint. Über seine Gründung und die Vorgängerbesiedlung war zunächst nichts bekannt.

Die Ausgrabungen haben nun Belege für die Nutzung des Platzes seit der Mittelbronzezeit mit nur kurzen Unterbrechungen bis ins Spätlatène und dann wieder im fortgeschrittenen 3. und 4. Jahrhundert n.Chr. erbracht. Im Mittelalter setzt die Besiedlung bereits in karolingischer Zeit wieder ein, ohne dass bislang sicher zu klären war, ob es sich bei dieser frühen Anlage bereits um ein Kloster oder zunächst um eine Burg handelte.

Bild 1: Der Petersberg erhebt sich etwa 400 m über das Inntal.

Erst für eine im späten 12. Jahrhundert errichtete Vierseitanlage wird der Bezug zur in den Schriftquellen erwähnten cella deutlich. Diese Anlage war auffallend reich ausgestattet, so mit mediterranen Glasgefäßen und einem Reliquiar der Kölner Beinschnitzerschule. Nach einem Brand um 1300 sank die vom Freisinger Domstift abhängige

Propstei zu einer lokalen Wallfahrtskirche ab, von der noch zahlreiche spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Objekte der Volksfrömmigkeit zeugen.

Zur Erfassung des Siedlungsumfelds findet in der dem Petersberg nördlich vorgelagerten Siedlungskammer Flintsbach-Brannenburg-Raubling ein Survey statt, der auch die Hochlagen einschließlich des Wendelsteinmassivs (bis ca. 1500 müNN) umfasst. Er ist in besonderer Weise mit dem Problem der archäologischen Prospektion unter Grünland konfrontiert und daher in eine Pilotstudie zur archäologischen Erfassung historischer Kulturlandschaften in peripheren Räumen integriert.

Weitere Informationen unter www.projektpetersberg.de

Literatur:

  • Th. Meier, Die mittelalterliche und frühneuzeitliche Besiedlung auf dem Petersberg/Kleinen Madron bei Flintsbach a. Inn, Lkr. Rosenheim - Überlieferung und erste Ergebnisse der Ausgrabungen 1997/98. In: Ber. Bayer. Das Zentrum der mittelalterlichen Siedlung auf dem PetersbergBodendenkmalpfl. 39/40, 1998/99, 303-318.
  •  R.H. Mohr/Th. Meier/I. Wiechmann/G. Grupe: Morphologische und molekularbiologische Untersuchung einer ungewöhnlichen Dreifachbestattung am Petersberg/Kleinen Madron bei Flintsbach a. Inn, Lkr. Rosenheim. In: Ber. Bayer. Bodendenkmalpfl. 39/40, 1998/99,319-329.
  •  M. Martin/Th. Meier/F. Schmitt: Projekt Petersberg. Archäologie und Geschichte am Nordrand der Alpen. In: Einsichten, Forschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München 20, 2001, 38-40.  Einsichten, pdf (4 MByte)
  • Th. Meier/F. Schmitt: "Projekt Petersberg", Archäologie und Geschichte am Nordrand der Alpen. Das Gymnasium in Bayern 2001.2, 15-18. Wieder in: Bayernspiegel 2001.2, 8-11  Bayernspiegel, pdf (10 MByte)
  • Th. Meier: Mithras im Mittelalter? Ein außerordentlicher Fund des 2./3. und 13. Jahrhunderts vom Petersberg. Arch. Jahr Bayern 2001, 146-148.
  • Th. Meier/M. Wild: Bronze- und eisenzeitliche Funde vom Petersberg. Arch. Jahr Bayern 2003 [im Druck].Fragmente eines Reliquiars aus der Kölner Beinschnitzerschule (um 1200 n.Chr.).

Bild 2: Das Zentrum der mittelalterlichen Siedlung auf dem Petersberg.

Ansprechpartner Grabung Petersberg: Dr. Thomas Meier  E-Mail schicken an thomas.meier@projektPETERSBERG.de E-Mail

Ansprechpartner Survey Sabine Früchtl M.A.  E-Mail schicken an sabine.fruechtl@projektPETERSBERG.de E-Mail

Bild 3:Fragmente eines Reliquiars aus der Kölner Beinschnitzerschule (um 1200 n.Chr.).

Ökosystem, Sozialstruktur und Wirtschaftsweise im mittelalterlichen Südbayern

Die Untersuchungen auf dem Petersberg sind ein größeres Forschungsprojekt eingebettet, das seit 2003 von der VolkswagenStiftung gefördert wird: Es untersucht die Wechselwirkungen zwischen Umwelt und Sozialstruktur im mittelalterlichen Altbaiern. In enger Vernetzung der Archäologie mit der Anthropologie, Archäozoologie, Paläobotanik und Historischen Agrarökologie gilt es, die Subsistenzstrategien, das Wirtschaftsverhalten und die Sozialstrukturen im Zusammenhang mit den (veränderlichen) naturräumlichen Bedingungen zu rekonstruieren. Drei ganz unterschiedlich situierte Fallbeispiele im randalpinen Bereich (Petersberg), dem Lechfeld (Igling) und dem Donautal/Fränkische Alb (Kelheim) decken wichtige Ökotopenräume Altbaierns ab. So sollen drei repräsentative Studien entstehen, die den Wandel der Mensch-Umwelt-Wechselwirkungen gleichermaßen vor dem Hintergrund der Klimaschwankungen wie der mehrfachen und tiefgreifenden sozialen und wirtschaftlichen Umstrukturierungen während des Mittelalters beleuchten. Im Vergleich wird sich zeigen, wie sich klimatische und/oder gesellschaftliche Veränderungen in unterschiedlichen Naturräumen sowohl auf die Menschen wie auf die Umwelt auswirkten. Die Einbindung der drei Kleinräume in die (archäologisch rekonstruierten) Makrostrukturen wird Rückschlüsse erlauben, wie repräsentativ die untersuchten Kleinräume für Altbaiern als Ganzes sind, und zudem ein wichtiges Korrektiv für die pauschale Anwendung übergreifender Raumstrukturen oder allgemeiner ökologischer Trends auf den Kleinraum bieten.Prospektion im Vorfeld des PetersbergsDas Kelheimer Becken heute, eines der drei Fallbeispiele zur Umweltarchäologie im mittelalterlichen Altbaiern.

Bild 4: Prospektion im Vorfeld des Petersbergs.
Bild 5: Das Kelheimer Becken heute, eines der drei Fallbeispiele zur Umweltarchäologie im mittelalterlichen Altbaiern.

Literatur:

  • Th. Meier: Ökosystem, Sozialstruktur und Wirtschaftsweise im mittelalterlichen Altbaiern. Arch. Nachr.bl. 9,2004, 62-67. 

Ansprechpartner: Dr. Thomas Meier  E-Mail schicken an thomas.meier@projektPETERSBERG.de E-Mail