Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie
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Cambodunum / Kempten – Insula 1 Südwestecke

 Kempten 2020

Archäologische Forschungen im Zentrum der antiken Stadt

Eine seit 2019 bestehende Forschungskooperation der Stadt Kempten und der Ludwig-Maximilians-Universität München bietet die einzigartige Möglichkeit archäologische Untersuchungen im Zentrum der antiken Stadt Cambodunum / Kempten durchzuführen. Die älteste römische Stadt der Provinz Raetien gilt als Paradebeispiel frühkaiserzeitlicher Stadtplanung.

Insula 1: Profilschnitt bis zum gewachsenen Boden.Der Grundrissplan der römischen Stadt ist seit den Ausgrabungen des Kemptener Heimatvereins im späten 19. und frühen 20 Jhs. bekannt. Den Möglichkeiten der Zeit entsprechend ist man dabei vor allem den Mauern gefolgt. Die tiefer gelegenen ältesten Siedlungsschichten sind nur selten erfasst worden.

Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit dem letzten heute noch unüberbauten antiken Stadtquartier, der unmittelbar gegenüber dem Forum gelegenen sog. Insula 1. In den Kampagnen 2019 und 2021 konzentrierten sich die Untersuchungen auf die Südwestecke der Insula. Im Fokus standen, neben der Klärung der Bauabfolge der bereits in groben Zügen bekannten Steinbebauung insbesondere die darunter gelegenen, älteren Siedlungsstrukturen.

Insula 1: Monumentale Treppenanlage vor der Südwestecke.Die Suchschnitte der Altausgräber zeichneten sich deutlich ab und beschränkten sich meist auf einen schmalen, nicht allzu tiefen Streifen entlang der Mauerzüge. Die älteren Schichten wurden daher im Großen und Ganzen ungestört angetroffen. Zwei bis auf den gewachsenen Boden abgetiefte Sondagen erbrachten eine komplexe Stratigraphie, die zeigt, dass dem (Stein-)Bau der Insula 1 bereits mehrere Siedlungs- bzw. Nutzungsphasen vorangingen. Neben massiven Aufschüttungen, die eine großflächige Planierung des Geländes vor der Bebauung anzeigen, geben zu den ältesten Befunden gehörige Estrich- und Holzböden sowie mögliche Werkstattbefunde Hinweise auf die „vorinsulazeitlichen“ Bebauung und Nutzung des Areals zu Beginn des 1. Jhs. n. Chr.

Kempten 2019: As der Lugdunenser Altarserie.Seit den Grabungen des 19. Jhs. wird ein auf den Plänen teilweise ergänzter Anbau an die Insula 1 als Vorgänger des flavischen Forums diskutiert. Dieser dem sog. „Ältere Forum“ zugerechnete Anbau wurde in den Kampagnen 2019–2021 ebenfalls untersucht. Es handelt sich um einen großen Hallenbau, der an die südliche Portikus von Insula 1 anschließt und mit einer monumentalen Treppenanlage ausgestattet war. Den 2020/2021 erfassten Befunden nach zu urteilen, wurden sowohl der Hallenbau als auch die Treppenanlage noch im 1. Jh. n. Chr. Opfer einer Brandzerstörung und danach nicht wiederaufgebaut. Die Grabung 2021 bildet zunächst den Abschluss der Arbeiten in der Südwestecke von Insula I.

2022 wurde nun der nördlich anschließende Bereich der Insula großflächig freigelegt (s. u.). Zum einen sollte dadurch der Erhaltungszustand der nur wenig unterhalb des Rasens anstehenden Mauerzüge geprüft werden; zum anderen sollten auch hier die von den Altausgräbern dokumentierten Befunde nachvollzogen und die Phasenabfolge an einigen unklaren Stellen durch Sondagen geklärt werden. Die Ergebnisse bieten zudem die Basis für eine digitale 3D-Rekonstruktion. Die Grabungsfläche umfasste beinahe die gesamte Fläche von zwei Wohneinheiten (Häuser 6 und 7), von denen das nördliche in einer späteren Phase mit einer eigenen kleinen Badeanlage ausgestattet wurde. Auch im Innern der Räume zeigte sich mit Resten von Wandmalerei teils eine hochqualitative Ausstattung. Die mit Estrich versehenen Böden waren zum Tei noch flächig vorhanden, so dass insgesamt trotz der Altgrabungen ein sehr guter Erhaltungstzustand im untersuchten Bereich vorliegt.

 Grabung 2022

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