Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie
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Säben

Burgberg von Säben

Prof. Dr. Volker Bierbrauer (Emeritus)

Der Bischofssitz Sabiona-Säben ist in den Schriftquellen spätestens belegt ab 572/577 für die sanctae ecclesiae Secundae Raetia. Er befindet sich auf dem Inselberg oberhalb von Klausen auf dem Burgberg von Säben (Bild 1). Die endgültige Transferierung nach Brixen erfolgte um 1000 (Bistum Bozen-Brixen). Ganzjährige Ausgrabungen auf dem Säbener Burgberg (1978-1982), gefördert durch die DFG, erbrachten folgende Befunde und Ergebnisse: 1. Ein kleiner und bescheidener Profanbau des 4. – Anfang des 6. Jhds. auch unter und im westlichen Vorfeld der Marienkirche; 2. eine große, 25 m lange, z.T. gut erhaltene mehrperiodige Kirchenanlage (um 400 – Anfang des 8. Jhds.) (Bilder 2-3) mit Klerusbank, Presbyterium mit Reliquienkammer und mit einer Solea in Periode 2, ab Mitte des 6. Jhd. die Bischofskirche, dazu eine Taufkirche, dokumentiert nur mehrperiodige Kirchenanlage-Ostteilnoch durch ein Taufbecken unter der Marienkirche; 3. (Bild 1), Nachfolgebau unter der Hl.-Kreuz auf der Spitze des Berges; 4. Gräber in der Kirche des 5. – Anfang des 8. Jhds. und in ihrem näheren Umfeld mindestens 196 (1978-1982). Das Gräberfeld erstreckte sich bis zum Fuße des Burgberges (Bild 1), wo 1976 59 Bestattungen freigelegt wurden (K. Kromer, Innsbruck); zusammen mit Altfunden dürften in der Nekropole 700-800 Personen beerdigt worden sein (der Bereich der Nekropole südlich der Kirche bis zum Grabungsareal von 1976 ist nicht erforscht, da unter Weinbergkulturen gelegen).

 

 

 

Da sich außer der erwähnten kleinen spätantiken Siedlung keine weitere Siedlung auf dem Burgberg befand, auch nicht das erwartete Castrum, siedelten die auf dem Burgberg Bestatteten in der umgebenden Talschaft des Eisack mit dem Anziehungspunkt der Kirche mit Reliquien (admehrperiodige Kirchenanlage sanctos). Es waren seit der Zeit um 400 Romanen, erweisbar durch die Grab- und Beigabensitte in Verbindung mit der Beigabenausstattung (dominant Einzelbeigabe von Messer und Kamm), und ab dem 1. Drittel des 7. Jhds. auch Bajuwaren, belegt u.a. durch ein Waffengrab, drei weitere Männergräber mit tauschierten vielteiligen Gürtelgarnituren (Bild 4) und zwei Frauengräber mit Gürtelketten und Gürtelgehängen, darunter auch Angehörige einer Oberschicht (u.a. Goldfingerring). Wichtig ist auch der Nachweis von Mitgliedern einer romanischen Oberschicht (u.a. Goldbrokat, Goldohrringe und Goldfingerring) (Bild 5). Die gesamte Infrastruktur, die unmittelbar zum Bischofssitz gehört, ist zerstört, da unter der mittelalterlichen Burg und dem Benediktinerinnen-Kloster gelegen.

Die Kirche war weder eine Coemetenol-bzw. Begräbniskirche noch eine Gemeindekirche. Von Anfang an kamen ihr beide Funktionen zu: Es wurde sowohl der Toten gedacht, als auch der Wortgottesdienst Eucharistie gefeiert.

Die Auswertung zur Kirche des 4.-8. Jhds. und zum Gräberfeld ist weitestgehend abgeschlossen und wird als Band der „Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte“ 2008 in Druck gehen. Die Bearbeitung der anderen Befunde erfolgt in einem zweiten Band.vielteilige Gürtelgarnituren

Lit.: V. Bierbrauer u. H. Nothdurfter, Die Ausgrabungen im spätantik-frühmittelalterlichen Bischofssitz Sabiona-Säben. Der Schlern 62, 1988, 243-300 (Vorbericht); kurzer Überblick: dies. in: Archäologie in Deutschland 1991, Heft 3, 12-17; ferner: V. Bierbrauer, Arianische Kirchen in Noricum mediterraneum und Raetia II? Bayer. Vorgeschichtsblätter 63, 1998, 205-226; ders. s.v. Säben in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (26 (2004) 69-73); ders.

Die Ausgrabungen im spätantik-frühmittelalterlichen Bischhofsitz Sabiona-Säben In W. Gandi (Hng) Romanen und Germanen im Herzen der Alpen zwischen 5. und 8. Jahrhundert (2005) 331-349

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