Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie
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Das Schiffswrack Portiţei A

„Hin und Wieder zurück“ – Die Entdeckung eines römisches Leerguttransporters im Schwarzen Meer

12012 verlor der Fischer Ionica Rusu eines seiner Netze am Grund des Schwarzen Meeres. Im März 2016 gelang es einem Team des Instituts für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie der Ludwig-Maximilians-Universität München und der BGfU (Bayerischen Gesellschaft für Unterwasserarchäologie) in Kooperation mit dem ICEM Tulcea (Institutul Cercetări Eco-Muzeale, Dr. G. Nutu) die Stelle zu identifizieren und ein weitgehend ungestörtes Schiffswracks zu dokumentieren. Das Vorhaben entstand im Zusammenhang mit den zuvor begonnenen Untersuchungen der antiken Hafenstadt Argamum unter der Leitung von Prof. Dr. Bernd Päffgen, dem die Grabungsgenehmigung für das Wrack erteilt wurde. Bis 2018 konnte die Fundstelle mit Förderung der Fritz Thyssen Stiftung prospektiert und ergraben werden.

2Das ca. 17 x 5 m große römische Handelsschiff ist exzeptionell gut erhalten, was unter anderem den besonderen Bedingungen im Schwarzen Meer mit seinem niedrigen Salz- und Sauerstoffgehalt geschuldet ist. Im Gegensatz zu den meisten bisher von dort bekannten antiken Wracks, die in großen Tiefen lokalisiert wurden, liegen die Überreste dieses Schiffes in lediglich 4 m Tiefe.

Neben der Hauptladung, die aus mehreren tausend Amphoren aus der Umgebung des antiken Heraclea Pontica (Karadeniz Ereğli) bestand, ist der hölzerne Schiffskörper mit allen dazugehörigen Konstruktionselementen und Teilen der Takelage bis zum Zwischendeck und z.T. darüber hinaus erhalten. Ebenso konnte eine große Menge an botanischen Überresten dokumentiert werden, so z.B. pflanzliches Packmaterial, das die Amphoren vor physischen Schäden schützen sollte. Bei der Hauptladung handelte es sich um Leergut. Nicht der ursprünglich darin enthaltene Wein, sondern die Behälter selbst stellten offenbar das Handelsgut dar. Ein solcher Leerguttransporter ist als Befund bisher einzigartig.

3Erste Datierungen mittels Dendrochronologie und der Radiocarbonmethode deuten darauf hin, dass das Schiff in der ersten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. vor der Küste der Provinz Moesia Inferior, der heutigen rumänischen Schwarzmeerküste, havarierte.

Im Mittelpunkt des von der Fritz Thyssen Stiftung geförderten Projekt stehen Fragen zur Bautechnologie und zur Herkunft des Schiffes sowie seiner Besatzung. Im Rahmen des Forschungsprojektes sollen, aufbauend auf der bereits abgeschlossenen Dokumentation des Wracks mittels unterwasserarchäologischer 3D Erfassung und Streiflichtverfahren, möglichst präzise Rekonstruktionsvorschläge des Schiffes und seiner Bauart angefertigt werden. Mit naturwissenschaftlichen Methoden werden auch bisher wenig beachtete Objektgruppen, wie z.B. der Ballast des Schiffes, analysiert.

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Das interdisziplinäre Projekt soll der Unterwasserarchäologie des Schwarzmeergebiets methodische Impulse geben und darüber hinaus auch Möglichkeiten zum Schutz und Monitoring vergleichbarer Fundstellen aufzeigen. Die Ergebnisse werden nach Abschluss des Forschungsvorhabens im Rahmen eines musealen Konzepts einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Projektleiter:
Prof. Dr. Salvatore Ortisi in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Bernd Päffgen (Städtewesen im Donaumündungsgebiet)

Projektmitarbeiter:
Max Fiederling M.A.

Literatur:
G. Nutu/B. Päffgen/T. Pflederer/M. Fiederling/M. Ahl, Epava Rusu. Platforma continentală a litoralului românesc al Mării Negre, între Golful Musura la nord și zona situată la sud de Gura Portiței, jud. Tulcea. Punct: Epava Rusu. Cronica cercetărilor arheologice din România. Campania 2016 (Bukarest 2016) 56–58; R.G. Dimitriu/G. Nutu/B. Päffgen/A. Popa/M. B. Barbu/T.Pflederer/M. Fiederling, Search of Nearshore Northern Romanian Littoral for „Gura Portitei-A“ - Ancient Ship Wreck and Surroundings a Complex, High Resolution Marine Geophysical Survey. Conference: GEOSCIENCE 2017 - Bucharest, Romania.

Förderung:
Das Forschungsprojekt wird durch die Fritz Thyssen Stiftung gefördert
Der Einsatz von 3D Technologie wird von Agisoft Metashape gesponsert

Kooperationspartner:
Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e.V.
Institutul Cercetări Eco-Muzeale Tulcea

Beteiligte Wissenschaftler:

Dr. Nathan Wales (University York/Universität Kopenhagen)

Dr. Lea Drieu (University York)

Prof. Dr. Philippe Schmitt-Kopplin (Helmholtz Zentrum München, Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt GmbH, Abteilung Analytische Biogeochemie)

Dr. Nicolas Garnier (SAS Laboratoire N. Garnier)

Prof. Dr. P. E. McGovern (Penn Museum Philadelphia)

Dr. Margarita Gleba (University of Cambridge/LMU München)

PD. Dr. Michael Peters und Thilo Kappelmeyer, M.Sc. (ArchäoBioCenter LMU München)

Dr. Ronald Bockius (Museum für Antike Schifffahrt Mainz)

Prof. Dr. Christoph Schäfer (Fachbereich III Alte Geschichte - Universität Trier)

Dr. Gabriele Schmidhuber und Schiffbaumeister Kees Sars (Archäologischer Park Xanten)

Michaela Schauer M.A. (Portable Röntgenfluoreszenzanalyse (p-XRF) LMU München)

Nils Reims (Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS)

Prof. Dr. Rupert Hochleitner (Mineralogische Staatssammlung München)

Prof. Dr. Felix Bittmann (Lower Saxony Institute for Historical Coastal Research)

Franz Herzig (BLfD Dendrolabor Thierhaupten)

Diplom-Restauratorin Stephanie Gasteiger (BLfD - Stellvertr. Referatsleitung BV)

Michèle Dinies (FU Berlin - Fachbereich Geowissenschaften Institut für Geographische Wissenschaften - Physische Geographie)

Dr. Carsten Renker (Zoologische Sammlungen - Naturhistorisches Museum Mainz)

Dr. Martinus Fesq-Martin (Lehrbeauftragter Biogeographie – Universität Augsburg)