Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie
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Kalkriese als Ort der Varusschlacht?

Untersuchungen im Bereich in und um Kalkriese

Die Forschungen in Kalkriese bei Bramsche im Osnabrücker Land haben uns über Jahrzehnte hinweg ein eindrückliches und detailreiches Bild vom Verlauf der Varusschlacht 9 n. Chr. geliefert. Dennoch blieb ein ausgiebiger Diskurs über verschiedenste Hypothesen zum Ort Kalkriese nie aus. Im Zuge seiner Professur an der Universität Osnabrück übernahm Herr Prof. Ortisi auch die wissenschaftliche Leitung der Museum und Park Kalkriese gGmbH, die er nach seinem Wechsel an die LMU München komissiarisch behalten hat. Im Zuge dieser Tätigkeit wurde neben einer Grabungskampagne 2016 auch ein durch die VW-Stiftung gefördertes Forschungsprojekt initialisiert.

Die Grabungskampagne 2016

Die Entdeckung eines Wall-Graben-Systems im südlichen Bereich am Oberesch führte in der Verganmgenheit zu verschiedenen Interpretationen des Fundplatzes Kalkriese: Handelte es sich dabei um einen germanisch angelegten Wall? Oder um eine Schanzanlage der Römer? - Die 2016 durchgeführten Forschungsgrabungen, die von der Abteilung Archäologie der Römischen Provinzen unter Leitung von Prof. Ortisi in Kooperation mit dem Institut für Geographie der Universität Osnabrück, der Museum und Park Kalkriese gGmbh, der Stadtarchäologie Osnabrück und dem Niedersächsischen Amt für Denkmalpflege durchgeführt wurden, hatten zum Ziel diese Hypothesen zu überprüfen. Ganz wesentlich wurde das Vorhaben von der Varus-Gesellschaft und der MBN-Bau unterstützt.

Sollte es sich um eine römische Schanzanlage handeln, müsste sich – so die Hypothese – im nördlichen Bereich des Oberschs ein passendes Gegenstück finden lassen. Da die im Vorfeld durchgeführten Geoprospektionen nur Indizien ergaben, wurde im nordwestlichen Bereich ein 140 m langer Suchschnitt angelegt. Die nördliche Hälfte von diesem war bis auf wenige neuzeitliche Befunde wie Pfostenlöchern und Drainagen weitgehend befund- und fundleer.
Im höher gelegenen südlichen Drittel des Schnittes konnten frühkaiserzeitliche Funde und Befunde nachgewiesen werden. Dabei handelte es sich um eine stark erodierte Anschüttung, die im Norden von einem Graben und im Süden von einer Senke begleitet wurde. Die drei parallel verlaufenden Befunde könnten die Ausgangsthese, in der Anlage am Oberesch eine römische Umwehrung zu vermuten, unterstützen. Allerdings sind die bisherigen Sondagen zu klein, um weiterführende Aussagen zu machen, so dass eine Grabungskampagne 2017 Klarheit schaffen soll.

Nur wenige Meter östlich der Forschungsgrabung wurde ein besonderer Fund im Zuge einer Notgrabung aufgrund von einem Bauvorhaben der Museum und Park Kalkriese gGmbh gemacht: Es handelt sich dabei um acht Aurei. Die Auffindung ist dem vorsichtigen Vorgehen des Grabungstechnikers Marc Rappe und dem Prospektionstechniker Klaus Fehrs zu verdanken, die beim Baggeraushub des rezenten Oberbodens diesen bemerkenswerten Fund machten; aufgrund der Lage konnte keine Zuweisung zu einem Befund gemacht werden. Bei den insgesamt acht Aurei handelt es sich durchweg um augusteische Prägungen vom sogenannten Gaius-Lucius-Typus.