Trajanische Brücke über die Medjerda in Simitthus/Chemtou (Nordwesttunesien)
Unter den antiken Bauwerken der durch ihre einzigartigen Steinbrüche des gelben numidischen Marmors (giallo antico) berühmten Stadt Simitthus/Chemtou (NW-Tunesien) kommt der Brücke über den Fluss Bagrada/Medjerda eine besondere Bedeutung zu. Mit ca. 50 m Länge war sie eine der größten Brücken im antiken Nordafrika und stellt angesichts der schwierigen Gründungsverhältnisse im Sandbett des Flusses mit seinen sehr wechselhaften Wasser- und Strömungsverhältnissen eine Meisterleistung des römischen Ingenieurbaus dar, ausgeführt und in einer monumentalen Bauinschrift für das Jahr 112 n. Chr. bezeugt, von den Soldaten des exercitus Africae. Nach der Zerstörung im frühen 4. Jh. entstand im nördlichen Brückenbereich eine turbinenbetriebene Mühlenanlage.
Die Brücke und ihre Umgebung wurde von 1985 bis 1993 von der Architektin Ulrike Hess (gest. 2006) im Rahmen eines deutsch-tunesischen Kooperationsprojekts zwischen dem Deutschen Archäologischen Institut Rom und dem Institut National du Patrimoine Tunis vermessen und gezeichnet. Die genaue Bauaufnahme gestattete die detaillierte Rekonstruktion der Architektur, auf deren konstruktive Schwachstellen insbesondere die Zerstörungsgeschichte Rückschlüsse zulässt.
Das Ziel des aktuellen, von der Fritz Thyssen Stiftung finanzierten Projekts besteht darin, auf der Grundlage der vorhandenen Vermessung und Untersuchung sowie nach weiteren erforderlichen Recherchen durch den Bauhistoriker K. Müller – auch an der Brücke selbst – die Brücke nach heutigem wissenschaftlichen Standard zu bearbeiten, vergleichend einzuordnen und abschließend in der vom Deutschen Archäologischen Institut herausgegebenen Monographienreihe Simitthus zu veröffentlichen.
Literatur:
U. Hess/K. Müller/M. Khanoussi, Die Brücke über die Majrada in Chimtou. Simitthus 5 (Wiesbaden 2017).
U. Hess, Die römische Bagrada-Brücke. In: F. Rakob (Hrsg.), Die Steinbrüche und die antike Stadt. Simitthus I (Mainz 1993) 93 f. Taf. 17-19 Beil. 7