Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie
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Römisches Grenzkastell Submuntorium/Burghöfe a. d. Donau (Bayern)

Bild 1: Burghöfe (D), Luftbild des frühkaiserzeitlichen Auxiliarlagersburghoefe
Bild 2: Burghöfe (D), Pferdegeschirranhänger Mitte 1. Jh.
Bild 3: Burghöfe (D), spätrömische Kastellmauer
Bild 4: Reste eines Ofens im westlichen Vorfeld des spätrömischen Kastells


 

Untersuchungen auf dem Hochterrassensporn über dem Donau- und Lechtal (Gde. Mertingen, Lkr. Donau-Ries) östlich des frühkaiserzeitlichen Kastells seit August 2001. Vorrangiges Ziel ist die Lokalisierung der spätrömischen Befestigung Submuntorium, die um 300 n. Chr. im Rahmen des Festungsbauprogramms der Kaiser Diocletianus und Maximianus Herculius an der Reichsgrenze in der Provinz Raetia errichtet wurde, ebenso wie die Klärung der Erhaltungsbedingungen in Bereichen, die durch Raubgräber, Erosion und agrarische Nutzung stark gefährdet sind.

Burghöfe (D), Pferdegeschirranhänger Mitte 1. JhBereits im Vorfeld der Ausgrabungen wurde der Hochterrassensporn 2001 vom Referat Prospektion und Luftbildarchäologie des Bayer. Landesamtes für Denkmalpflege (Dr. J. Fassbinder) im Rahmen eines Kooperationsprojektes geophysikalisch untersucht. Die Prospektion wird begleitend zur archäologischen Erforschung des spätantiken Submuntorium fortgeführt. Ziel dieses Begleitprojektes ist es, die Struktur und Ausdehnung des gesamten antiken Siedlungsareals zu erfassen und zu dokumentieren.

Nach einer Testgrabung im August 2001 fanden seit Mai 2003 im Rahmen eines mehrjährigen, von der Fritz Thyssen Stiftung geförderten Forschungsprojekts großflächige Ausgrabungen im Bereich der spätröm. Befestigung statt. Finanziell unterstützt wurde das Projekt auch von der Gemeinde Mertingen und dem Landkreis Donau-Ries.

Burghöfe (D), spätrömische KastellmauerIn drei Grabungskampagnen in den Sommern 2003, 2004 und 2007 wurde auf dem spornartigen Ausläufer der Hochterrasse östlich des frühkaiserzeitlichen Auxiliarkastells eine Fläche von über 900 m² archäologisch untersucht. Hinzu kam im Jahr 2005 ein Geländesurvey. An der östlichsten Spitze des Hochterrassensporns, im Bereich der mittelalterlichen Burg, gelang in mehreren Schnitten der Nachweis der spätrömischen Kastellmauer aus opus caementicium, die teilweise bis auf die Fundamentrollierung ausgebrochen war. Das westliche Kastellvorfeld – der ehemalige frühkaiserzeitliche Vicusbereich östlich des Auxiliarkastells – wurde angesichts einer größeren Anzahl spätrömischer Öfen sowie starker Konzentrationen von (Eisen)schlacke im 4. und wohl auch frühen 5. Jh. n. Chr. als Werkplatz für Eisen- und Buntmetallverarbeitung sowie eventuell auch für Glasherstellung genutzt. Das Gelände wurde im mittleren 4. Jh. n. Chr. durch einen Abschnittsgraben nach Westen geschützt. Reste spätrömischer Gebäude fanden sich u. a. in Form eines Mörtelestrichs, der in seiner gesamten Ausdehnung freigelegt werden konnte, aber auch in zahlreichen Pfostenlöchern und Stampflehmböden.

Reste eines Ofens im westlichen Vorfeld des spätrömischen Kastells Die parallel zur Ausgrabung laufende Bearbeitung der Metallkleinfunde aus Burghöfe in der Archäologischen Staatssammlung München und kleineren Museen im Lkr. Donau-Ries durch R. Franke ist abgeschlossen und in der Reihe "Römische Kleinfunde aus Burghöfe" (herausgegeben von der Kommission zur vergleichenden Archäologie römischer Alpen- und Donauländer) erschienen.

 

Ebenfalls Gegenstand der Untersuchungen waren die archäologischen Befunde und Funde des mittelalterlichen Burgstalls Turenberc/Druisheim:

Nach seiner Auflassung wurde das inzwischen verfallene spätrömische Kastell bzw. sein Umfeld im 7./8. Jh. erneut aufgesucht, wie vereinzelte Funde dokumentieren. Spätestens ab dem 10. Jh. entstand auf Sporn und Ostplateau eine dauerhafte, weitläufige und nur leicht befestigte Ansiedlung. Die zugehörigen Funde (u. a. Reitzubehör) zeigen, dass es sich bei den Bewohnern nicht um eine bäuerliche, sondern um eine sozial gehobene Bevölkerungsgruppe handelt. Im 11./12. Jh. entwickelte sich aus der Siedlung eine Burg, die aus einer kleinen Kernburg mit Wohnturm, einer Vorburg und einem vorgelagerten, durch Grubenhäuser gekennzeichneten Wirtschaftsbereich bestand. Dieser war durch eine Palisade und einen Graben gesichert. Indizien sprechen dafür, dass die Burg mit dem schriftlich für die 2. Hälfte des 12. Jhs. bezeugten staufischen Tafelgut Turenberc gleichgesetzt werden kann. Im frühen 13. Jh. wurde der Wirtschaftshof aufgegeben, ein 45 m breiter Halsgraben ausgehoben und die Anlage durch Pappenheimer, Wittelsbacher und Waler zu einer für die Region typischen kleinen Adelsburg  ausgebaut, bevor sie im 15. Jh. verlassen wurde.    

Die Ergebnisse der Untersuchungen sind in der Reihe Münchner Beiträge zur Provinzialrömischen Archäologie (MBPA) 2009 und 2013 publiziert.

Provinzalrömische Lehr- und Forschungsgrabung (s. oben unter Aktuelles)

Literatur:

  • S. Ortisi, Die früh- und mittelkaiserzeitlichen Fibeln. Römische Kleinfunde aus Burghöfe 2. Frühgeschichtl. u. Provinzialröm. Arch., Mat. u. Forsch. 6 (Rahden/Westf. 2002)
  • S. Gairhos/S. Ortisi, Erste Ausgrabungen im spätrömischen Grenzkastell Submuntorium/Burghöfe. Arch. Jahr in Bayern 2001, 2002, 94-96
  • J. Faßbinder/S. Ortisi, Geophysikalische Prospektion und Ausgrabungen in Submuntorium-Burghöfe. Arch. Jahr in Bayern 2003, 2004, 85-89
  • S. Gairhos/S. Ortisi, Ein spätrömisches Kastell und sein Umfeld - Fortsetzung der Ausgrabungen in Submuntorium-Burghöfe, Gem. Mertingen, Lkr. Donau-Ries, Schwaben. Arch. Jahr in Bayern 2004, 2005, 105-107
  • M. Mackensen/S. Gairhos/S. Ortisi/St. Reuter, Mertingen-Burghöfe. Bayer. Vorgeschbl. Beih. 18 (München 2006) 290 f.
  • F. Schimmer/R. Franke, Untersuchungen im westlichen Vorfeld des spätrömischen Kastells Submuntorium (Burghöfe), Gemeinde Mertingen, Landkreis Donau-Ries, Schwaben. Arch. Jahr in Bayern 2007, 89-90
  • R. Franke, Militärische Ausrüstungsgegenstände, Pferdegeschirr, Bronzegeschirr und -gerät. Römische Kleinfunde aus Burghöfe 3. Frühgeschichtl. u. Provinzialröm. Arch., Mat. u. Forsch. 7 (Rhaden/Westf. 2009)
  • Christian Later, Der mittelalterliche Burgstall Turenberc/Druisheim. Archäologische Untersuchungen 2001-2007 am römischen Militärplatz Submuntorium/Burghöfe an der oberen Donau. MBPA 2 (Wiesbaden 2009)
  • M. Mackensen/F. Schimmer (Hrsg.), Der römische Militärplatz Submuntorium/Burghöfe an der oberen Donau. Archäologische Untersuchungen im spätrömischen Kastell und Vicus 2001-2007. MBPA 4 (Wiesbaden 2013)
  • R. Franke, Eine neue Bronzeschale mit hochgewölbten Henkeln (Form Bienert 58) aus Burghöfe an der oberen Donau. In: E. Deschler-Erb/Ph. Della Casa (Hrsg.), New Research on Ancient Bronzes. Acta of the XVIIIth International Congress on Ancient Bronzes. Zurich Studies in Archaeology 10, 2015, 203–209.
  • M. Mackensen, Neue Evidenz zur Ausrüstung der equites stablesiani iuniores im spätrömischen Kastell Submuntorium/Burghöfe (Bayerisch-Schwaben). Bayer. Vorgeschichtsbl. 82, 2017, 171–184.
  • M. Mackensen, Ein Solidusanhänger des Iulianus II. aus Submuntorium/Burghöfe. Bayer. Vorgeschichtsbl. 82, 2017, 185–189.

Kooperation mit dem Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, Außenstelle Schwaben und dem Referat Prospektion und Luftbildarchäologie, dem Archäologischen Institut der Universität Köln, der Kommission zur vergleichenden Archäologie römischer Alpen- und Donauländer (Bayer. Akademie der Wissenschaften München)

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